Europa: Zürich – Mersin (31.08 – 07.09.12)

Europa: Zürich – Mersin (31.08 – 07.09.12)

Wassertänke und Kühlschrank sind gefüllt, alles ist fertig gepackt, getankt wird unterwegs. Nun heisst es definitiv Abschied nehmen von Lisa, Manolo, Paula, Simi und Tschopp, die noch kurz mit uns brunchen waren. Um 14:00 Uhr geht die Fahrt los… Wie abgesprochen fahren wir über die Geroldstrasse auf die Hardbrücke und staunen nicht schlecht, als das ganze Private Safaris Team am Fenster steht und uns winkt, als wir laut huppend auf die Hardbrücke fahren. Die erste Etappe führt uns Richtung Österreich, wo wir an der Grenze bereits das erste Mal im Stau stehen. Na ja, Geduld wird ein wichtiger Begleiter auf unserer Reise sein… Wir kommen eher schleppend voran in Österreich und unser Tagesziel Kroatien zu erreichen wird immer unrealistischer. Der Dauerregen fördert den Verkehrsfluss auch nur mässig und daher stellen wir unser Nachtlager kurz vor der slowenischen Grenze auf einer Raststätte – mit bekannt miserablem Autogrill-Restaurant – auf. Da es bereits 22:00 Uhr ist, essen wir kurz etwas im Restaurant und gehen dann gleich schlafen.

Am nächsten Tag fahren wir früh los in Richtung Slowenien. Es regnet nach wie vor wie aus Kübeln und wir fahren zügig voran bis nach Zagreb, wo dann endlich die Sonne hervorlugt. In Belgrad erwarten uns dann bereits knapp 30 Grad. Wir fahren durch die Stadt, wollen jedoch noch etwas weiter, da es erst früher Nachmittag ist. Gegen Abend entscheiden wir uns, dass wir irgendwo im serbischen Hinterland wild campieren möchten. Wir nehmen die Ausfahrt Jagodina und fahren über das Land durch kleine Dörfchen und dann über Feldwege, bis wir einen einsamen Platz gefunden haben, wo wir ungestört übernachten können. Nach der letzten Olma-Bratwurst für lange Zeit basteln wir noch unsere Vorhänge fertig und legen uns in der serbischen Pampa schlafen.

Nach dem Frühstück geht es los in Richtung Sofia. Bald hört die offizielle Autobahn auf und die Reise führt uns durch kleine Dörfer, entlang von Flüssen und über Pässe – landschaftlich eine wunderschöne Strecke. Die Grenze Serbien – Bulgarien meistern wir wie auch alle vorherigen Grenzübergänge ohne Problem. Die Zöllner winken uns meist lachend durch, wenn sie auf ihre Frage nach unserem Ziel Kapstadt hören. Wir fahren relativ zügig durch Bulgarien und umfahren auch Sofia, da wir diese Stadt beide schon kennen. Der Strassenzustand ist teilweise sehr schlecht bis miserabel J Häufig hat es keine Autobahn, dafür umso mehr Lastwagen. Und Spurrinnen erhalten eine komplett neue Bedeutung…

Die Zollabfertigung an der Grenze zur Türkei ist ein etwas längeres Prozedere, aber auch diese bringen wir ohne grosse Umstände hinter uns. Wir möchten bis kurz vor Istanbul fahren und dort irgendwo campieren um den ganzen nächsten Tag für die Besichtigung von Istanbul zur Verfügung zu haben. Unser GPS zeigt uns einen Campingplatz in Silivri an, eine gute halbe Stunde vor Istanbul. Als wir dort ankommen, begrüssen uns ein paar Türken und es spricht eigentlich niemand englisch. Mit Händen und Füssen regeln wir, dass wir hier für 10 Euro übernachten können. Wir parken unseren Landi direkt neben dem Häuschen mit den sanitären Anlagen und freuen uns beide auf eine heisse Dusche. Dem war wohl nix. Die Dusche besteht aus einem Schlauch und raus kommt nur eiskaltes Wasser und auch die WC’s wurden schon länger nicht mehr geputzt. Nun ja, geduscht haben wir trotzdem und dann hat Nägi noch einen Wurst-Käste-Pasta-Salat auf den Tisch gezaubert.

Am nächsten Morgen zeigt uns ein Türke den “Campingplatz”, der eigentlich direkt am Meer liegt. Wir bekommen den Eindruck, dass wir hier die einzigen “Gäste” sind und der Rest alles Türken sind, welche hier wohl dauerhaft wohnen. Es ist auch niemand da, dem wir die 10 Euro bezahlen könnten, daher geben wir diese dem Türken, der sich um uns gekümmert hat. Sobald wir in die Nähe von Istanbul kommen, wir der Verkehr immer intensiver. Nägi passt seinen Fahrstil bald den türkischen Verhältnissen an. Jede Lücke nutzen, Hupe oft einsetzen, niemals mehr als 10cm Abstand zum Vormann, dabei äusserst cool aussehen (Sonnenbrille, immer den Ellbogen aus dem Fenster, auch im grössten Chaos eine gelangweilte Miene aufsetzen). Wir fahren ziemlich ins Zentrum und parkieren dort auf einem bewachten Otopark in einer Seitengasse. Zu Fuss machen wir uns auf den Weg zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Wir schlendern durch lebendige Gassen und sind nach etwa einer halben Stunde bei der blauen Moschee und der Hagia Sofia. Weiter spazieren wir durch den Park des Topkapi Saray und trinken dort etwas mit Blick auf den Bosporus. Da uns die kleinen Gassen so gut gefallen haben, wollen wir dort irgendwo ein typisch türkisches Mittagessen einnehmen. Wir finden auch das passende Restaurant und bestellen Izgara Köfte und Nägi trinkt ein Efes dazu. Zum Abschluss trinken wir noch einen çay (türkischen Tee).

Gegen Nachmittag fahren wir aus Istanbul heraus über die Galata Brücke auf die asiatische Seite in Richtung Ankara. Wir müssen durch die halbe Stadt und stecken immer wieder im Verkehr fest. Bis dahin hatten wir nicht begriffen, wie das türkische Autobahnzahlsystem funktioniert. Zuerst sind wir einfach immer dort durchgefahren, wo es keine Schranke hatte. Dies allerdings nur bis dann plötzlich der Alarm losging… Dort haben wir dann wohl oder übel einem “hilfsbereiten” Türken eine Karte für 50 Euro abgekauft, welche allerdings nicht sehr weit gereicht hat. Schon bei der dritten Schranke war das Guthaben aufgebraucht… Wir stellen allerdings fest, dass wir nicht die einzigen sind, denen das passiert. Viele Einheimische merken es aber auch erst, wenn sie vor verschlossener Schranke stehen. Sie steigen dann einfach mal aus und fragen herum, ob jemand noch Guthaben auf der Karte hat. Wir gehen zum offiziellen Office und laden die Karte für 50 TL (ca. 25 Euro) bis nach Mersin auf. Auf unserem GPS suchen wir nach einem Campingplatz entlang der Route und finden nur einen. Dort angekommen, stellen wir fest, dass auch dieser nicht exisitert und wir entschliessen uns noch weiter Richtung Ankara zu fahren und uns dort ein billiges Motel/Hotel zu suchen. Es ist bereits dunkel, als wir irgendwo ab vom Schuss das Hotel Sila Grande*** finden. Wir sind wieder einmal die einzigen Gäste und die Türken haben grosse Freude an uns. Der Parkplatzwächter zeigt uns auch noch das angrenzende Schwimmbad mit Aquapark und beweist die Funktionstüchtigkeit, indem er bei allen Rutschen das Wasser laufen lässt. Im Restaurant darf wie im ganzen Hotel noch geraucht werden. Da die Lüftung fehlt, ist die Nebelmaschine für den türkischen Alleinunterhalter, welcher das Abendessen mit 130 dB lieblich ummalt, auch überflüssig…

Am Dienstag wollen wir bereits weiter an die Küste um alles mit der Fähre zu regeln und einfach ein bisschen zu relaxen. Wir fahren an Ankara vorbei durch öde, weitläufige Landschaften. Entlang eines riesigen Salzsees und dann weiter über grüne, bewaldete Hügel runter ans Meer.

Die Strassen sind teilweise extrem steil und wie erwartet, muss der eine oder andere Lastwagenfahrer mit rauchender Kupplung kapitulieren. Unterwegs gibt es in einer der Hunderten Autobahnraststätten Pide und Salat.

In Meeresnähe wird es plötzlich brutal heiss. Draussen sind es etwa 35 Grad, im Auto gefühlte 45 Grad. Das typische Landrover Feature des enorm heissen Getriebetunnels hätte auch eine Klimaanlage nicht gemeistert. Zum Glück haben wir keine… 😉 Wir fahren an Mersin vorbei in Richtung Silifke, wo es einen kleinen Camping gibt, welchen wir im Internet gefunden haben. Der Davut Camping liegt direkt am Meer und ist auch ein kleines Hotel/Restaurant. Hier wollen wir bleiben und in Mersin alles mit der Fähre regeln. Wir sind bereits am Nachmittag da und gönnen uns einen ersten Schwumm im Meer. Am Abend gibt es Fisch und Salat.

Nach einigen Schwierigkeiten wegen unserer Reservation für die Fähre sollte am Freitag doch alles klappen. Mit Sü haben wir zum Glück eine super halbtürkische Unterstützung in der Schweiz. Nach mehrmaligen Telefonaten konnte unsere Reservation bestätigt werden. Am Freitag um 14:00 Uhr müssen wir im Hafen von Mersin sein um alle Papiere zu regeln. Bis dahin geniessen wir das schöne Wetter und den gemütlichen Campingplatz.