Ägypten (12.-24. September 2012)
Nach einer etwas unruhigen Nacht mit diversen Feueralarmen, die jedoch niemanden ausser Lex interessieren, erfahren wir beim Frühstück, dass wir bereits nach dem Mittagessen in Port Said eintreffen. Erfreut packen wir unsere sieben Sachen zusammen und bringen das Gepäck ins Auto. Da wir unsere Pässe noch nicht zurück erhalten haben, erkundigen wir uns bei unseren Mitreisenden, wie hier das Vorgehen ist. Anscheinend erhalten wir die Pässe von einem Agenten, der auch unser Visum für Ägypten besorgt, bei Ankunft zurück. Wir staunen nicht schlecht, als wir kurz nach dem Mittagessen tatsächlich im Hafen von Port Said eintreffen und beobachten gespannt das Anlege-Prozedere der Fähre vom Deck aus.
Kaum angekommen, stürmen alle in den Rumpf des Schiffes, wo die Fahrzeuge parkiert sind. Kurz darauf werden wir allerdings wieder ins Restaurant zurück geschickt, wo es anscheinend die Pässe zurück gibt. Dort warten wir erstmals eine Weile bis dann endlich unser “Agent” Eslam eintrifft und auch tatsächlich unsere roten Pässe dabei hat. Wir müssen ihm diese allerdings zusammen mit USD 30 für die Visa gleich wieder zurückgeben. Wir klären noch kurz, ob wir alle nötigen Papiere haben und Eslam versichert uns, dass dem so sei und wir uns keine Sorgen machen müssen. Danach können wir relativ zügig von der Fähre fahren und müssen dann – wie könnte es anders sein – auf Eslam warten. Gut eine Stunde später können wir ihm zur Garage im Zollfreilager auf dem Hafengelände folgen. Dort wird das Auto dann stehengelassen, bis der Papierkram erledigt ist. Nun fehlen uns nur noch die Pässe mit unseren Visa. Aber da geht es allen unseren Mitreisenden gleich. Es vergehen Stunden. Aber mittlerweile haben wir die langen Wartezeiten schon fast schätzen gelernt. Jedes Mal machen wir neue, spannende Bekanntschaften. Diesmal lernen wir eine syrische Grossfamilie kennen, welche nach Kairo auswandern will. Leider sind die Syrer ohne Carnet de Passage unterwegs und so müssen sie ihre sieben Autos für längere Zeit im Zollfreilager stehen lassen. Ausserdem knüpfen wir noch näheren Kontakt mit den diversen türkischen Lastwagenchauffeuren. Nägis mittlerweile ausgezeichnete 😉 Türkischkenntnisse helfen dabei ungemein. Wir werden zu einem çai eingeladen und endlich kommen unsere Pässe und wir können mit Mustafa (ein weiterer Agent…) aus dem Hafen fahren. Er bringt uns ins Hotel und hält unterwegs noch “kurz” an, um Nägi eine ägyptische SIM-Karte zu besorgen. Gegen 21:00 Uhr treffen wir nach mehr als sieben Stunden endlich im Hotel Resta ein und freuen uns über eine erfrischende Dusche und ein gemütliches Abendessen.
Den nächsten Tag verbringt Lex im Hotel, während Nägi sich bis 17:00 Uhr mit der ägyptischen Bürokratie herumschlägt und schlussendlich das Auto zum Hotel fahren darf. Leider aber noch ohne ägyptisches Nummernschild. Da morgen Freitag und somit in Ägypten Feiertag ist, müssen wir bis am Samstag warten. Wir buchen unser Hotelzimmer noch zusätzlich für die nächsten zwei Nächte und stellen uns auf einen Ruhetag ein. Am Freitag schlafen wir deshalb aus. Wir geniessen den Tag mit Lesen am Pool und machen einen kleinen Spaziergang durch Port Said. Diesen brechen wir aber bald wieder ab, da einige von uns durch die angeheizte Stimmung in der Stadt nach den Freitagsgebeten, ausgelöst durch den Mohamed-Film, etwas eingeschüchtert sind…
Am Samstag trifft sich Nägi nach dem Frühstück nochmals mit Eslam am Hafen, um die restlichen Papiere zu besorgen. Leider dauert diese Prozedur nochmals vier Stunden und wir sind beide froh, als wir um 14:00 Uhr endlich aus Port Said fahren. Dies ist einfacher gesagt als getan. Unser GPS zeigt nur die Richtung an, keine Strassen und wir irren zuerst ziemlich in der Stadt umher. Die arabischen Strassenschilder, die vielen Sackgassen und der leicht chaotische Verkehr machen die Sache auch nicht leichter. Schlussendlich finden wir endlich die richtige Strasse und los gehts Richtung Kairo. Nägi merkt bald, dass jeder ausgewachsene Türke auf ägyptischen Strassen ein kleines Mädchen ist. Es gibt keine Verkehrsregeln. Wir werden gleichzeitig links und rechts überholt. Es ist völlig normal, dass uns Fahrzeuge auf der falschen Strassenseite entgegenkommen. Die Hupe ist wichtiger als Bremse und Lenkung zusammen. Tempolimits existieren nicht. Nägi klimatisiert sich aber äusserst rasch an, ignoriert sämtliche Verkehrsregeln und wir fallen schnell nicht mehr (positiv) auf.
Wir wurden bereits vorgewarnt, dass es zurzeit etwas schwierig sei, in Ägypten Diesel zu bekommen und dem ist wirklich so. Bei der ersten Tankstelle ist die Schlange bereits über 200 Meter lang. Wir fahren weiter und versuchen unser Glück bei der zweiten. Dieselbe Situation, aber wir setzen eine Unschuldsmiene auf und drängeln mal zu vorderst rein. Innert einer Viertelstunde haben wir 120 Liter Diesel für umgerechnet CHF 20.- getankt und weiter geht es auf der unheimlich vollen und langsam dunklen Strasse nach Kairo. Bald stehen wir das erste Mal im Stau. Das Hupkonzert ist einmalig und aus zwei Spuren werden plötzlich sieben.
Bald bemerken wir, dass es rechts neben der Strasse in der “off road” Kolonne am schnellsten vorwärts geht. Bald stecken wir aber auch hier wieder fest. Nur langsam kommen wir im Zentrum der Hauptstadt Ägyptens an. Mittlerweile ist es stockdunkel und das Verkehrschaos wird noch extremer, da nun auch noch Fussgänger dazukommen. Leider verpassen wir unsere Ausfahrt und stecken deshalb tatsächlich nochmals 2 Stunden im Stau fest. Völlig erschöpft kommen wir um 22:00 Uhr im Salma Camp an. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Campingplatz. Nach einem kurzen, etwas Moskito-lastigen Drink an der Bar gehen wir kurz duschen und legen uns aufs Ohr.
Heute stehen die Pyramiden von Gizeh auf dem Programm und wir bemühen uns relativ früh aus dem Bett. Ohne Probleme können wir mitten auf das Gelände fahren. Wir machen die obligatorischen Touristenfotos mit den Kameltreibern und besichtigen die Sphinx.
Beim Parkplatz treffen wir auf zwei Holländer, die über Libyen nach Ägypten gekommen sind und ebenfalls weiter nach Äthiopien reisen. Wir trinken eine Cola zusammen und weihen uns gegenseitig in unsere Reisepläne und –erlebnisse ein. Sie planen per Landweg in den Sudan zu kommen, wissen aber noch nicht, ob die Strasse wirklich offen ist. Wir tauschen unsere Nummern aus und wollen in Kontakt bleiben. Nach einem letzten Fotostop vor den Pyramiden, geht es in Richtung Wüste. Der Szenenwechsel ist einmalig. Eben noch inmitten der Kulisse einer Millionenstadt und eine Stunde später nur noch von Sand umgeben. Wir können relativ zügig vorwärts fahren und erreichen das Städtchen Bawiti im späteren Nachmittag und staunen nicht schlecht über diese fruchtbare Gegend inmitten der Wüste. In einem kleinen Shop kaufen wir einige Lebensmittel und treffen auf Aiman, der anscheinend ein Guide im Ahmed Safari Camp ist, wo wir heute Nacht campieren möchten. Wir laden ihn ins Auto und machen uns auf den Weg zum Camp. Dort sind wir wiederum die einzigen Gäste. Wir geniessen den Abend, kochen Kartoffelsalat und gehen früh schlafen.
Bevor es heute in die weisse Wüste geht, wollen wir noch kurz auftanken. Leider haben beide Tankstellen im Ort keinen Diesel. Aiman “my friend” bringt uns aber in ein ca. 6 km entferntes Dorf zu seinem Onkel/Cousin/Bruder/Schwester/Tante (ändert je nach Wetter), wo wir auf dem Schwarzmarkt komplett überteuerten Diesel für 40 Rappen pro Liter kaufen. Danach gibt es noch einen Tee in Aimans Haus. Er dreht uns noch etwas Brennholz und Limetten aus seinem Garten an und wir geben ihm dafür sein wohl verdientes Bakschisch. Kurz darauf sind wir wieder mitten in der Wüste. Bald beginnt die so genannte schwarze Wüste, die durch schwarze Flächen und abgeflachte Berge mit kohlenschwarzen Gipfeln geprägt ist.
Etwas weiter wollen wir einen Abstecher zu einem besonderen Aussichtspunkt machen, der nur per 4×4 erreichbar ist. Wir fahren durch tiefe Sandpassagen und mit etwas Schwung einen Hügel hoch und bestaunen von dort die einzigartige Landschaft. Wir wagen es noch ein bisschen weiter und sind bald auf einer sandigen Ebene mit vielen Gesteinsformationen um uns herum. Wir merken bald, dass wir hier nicht weiterkommen, drehen um und bleiben ein kleines Bisschen stecken. Nach erstem Fluchen und erstmaligem Gebrauch der zusammenklappbaren Schaufel kommt der Landy aber wieder problemlos in Fahrt. Leider ohne Lex drin… Diese schaut verzweifelt Nägi hinterher und verflucht sich innerlich, dass sie die Schaufel noch in der Hand hält. Nach gut 200 Metern kann Nägi endlich auf festerem Sand anhalten und auf Lex warten. Diese hat sich bei 50 Grad im Schatten (zum Glück mit Regenschirm als Sonnenschutz) und der 3 Kilo schweren Schaufel durch den Sand auf die Socken gemacht. Froh, dass wir es ohne grössere Umstände geschafft haben wieder aus der Patsche zu kommen, fahren wir den Hügel hinab zurück auf die Strasse. Keine Ahnung, wann das letzte Mal ein Fahrzeug hier oben war. Die letzten Spuren sind kaum noch sichtbar und scheinen eher Wochen als Tage alt und natürlich gibt es hier auch kein Handyempfang, aber Hauptsache wir waren da 😉
Wir fahren weiter und sind bald von den weissen Flächen und wundervollen Kalkstein-Gebilden der weissen Wüste umgeben. Vollkommen alleine fahren wir durch die zauberhafte Landschaft. Der Track ist durch Steine am Wegrand gekennzeichnet und führt uns über meist gute Pisten mit wenigen tiefsandigen Passagen. Wir entscheiden uns, in der Nähe einer der berühmteren Naturskulpturen, dem Mushroom, zu übernachten und suchen uns einen passenden Ort im Schatten einer Felsskulptur. Wir geniessen die einmalige Szenerie bei einen ersten Sundowner, bei dem sich uns auch noch ein Wüstenfuchs anschliesst. Nach dem Abendessen sitzen wir ums Feuer und beobachten den Sternenhimmel und fühlen uns erstmals richtig relaxt.
Wir erwachen bei Sonnenaufgang und auch am Morgen ist die Stimmung einfach einzigartig. Nach dem Frühstück wird es bereits rasch wieder unangenehm heiss und wir machen uns auf den Weg nach Farafra, wo wiedermal Tanken angesagt ist. Die erste Tankstelle hat keinen Diesel. Vor der zweiten verkündet eine über 400 Meter lange Schlange mit Trucks, Traktoren und Pick-Ups, dass Diesel vorhanden ist. Wir stellen uns dumm, fahren zu vorderst an die Tanksäule und fragen nach, ob es Diesel gibt. Nachdem sich Nägi mit allen möglichen Chauffeuren angefreundet hat, sind wir bald an der Reihe und füllen unseren Tank randvoll. Durch ein öde Landschaft fahren wir weiter zur Oase Dakhla. Hier wollen wir übernachten. Wir finden im Reiseführer ein Hotel und gönnen uns dies für gut CHF 20.-, essen noch etwas im Hotelrestaurant und geniessen das Zimmer mit Klimaanlage.
Nach einem anständigen Frühstück mit Eiern und ägyptischem Brot beginnt die relativ eintönige Fahrt nach Luxor. Die gut sieben stündige Fahrt führt durch eine raue Wüstengegend in der fast unmenschlichen Temperaturen herrschen. Die einzige Abwechslung bieten die wenigen entgegenkommenden Autos oder Trucks, die wir, wie die Ägypter es pflegen, mit Lichthupen begrüssen und diese uns wiederum mit Winken, Lichthupen und laut Hupen zurückgrüssen. Nägi belässt es meistens bei der Lichthupe und Winken. Unser Horn ist im Vergleich zu den unheimlich massiven ägyptischen Trompeten von Jericho nämlich etwas peinlich..
Gut alle 50-100 km treffen wir ausserdem auf einen Traffic Control Posten, wo uns 3-5 Ägyptern freundlich begrüssen und nach unserem Ziel, unserer Nationalität und unseren Namen fragen. Das wird dann zusammen mit dem Kontrollschild in ein mit einem Micky-Maus verziertes Büechli (vielleicht ein Disney Sponsoring??) eingetragen. Dann folgt eigentlich immer noch eine freundliche Einladung zum Tee. Am späten Nachmittag kommen wir in die Nilgegend und die Landschaft wird wieder fruchtbarer und lebendiger. Wir übernachten in Luxor im Rezeiky’s Camp. Dort erfrischen wir uns noch kurz im Pool, bevor wir im Camp-eigenen Restaurant ein ausgezeichnetes ägyptisches Abendessen mit Köfta und Okra serviert bekommen.
Da wir beide Luxor schon kennen, verzichten wir auf das klassische Touri-Programm und schlafen ein wenig aus. Nach dem Wäsche waschen, gehen wir kurz einkaufen und weil es so heiss ist, verbringen wir den Nachmittag am und im Pool. Gegen Abend spazieren wir am Nil entlang zum Karnak Tempel und durchs Zentrum und den Markt zum “Chez Omar”, wo es in einem kleinen Garten mitten in der lebhaften Stadt ägyptische Spezialitäten gibt.
Die letzte Etappe führt uns über eine sehr schöne und äusserst lebendige Strecke am Nil entlang nach Assuan. Wir überholen unzählige Eselkarren, passieren einfache, kleine Dörfer und können uns beim Anblick der blühenden Nil-Landschaft gut vorstellen, wie das Leben hier auch schon vor mehreren hundert Jahren ausgesehen hat.
In Luxor werden wir von Emmanuel und George von Welcome Tours (Kuoni) empfangen, welche für uns alles in Bezug auf die Fähre organisiert haben. George bringt uns in ein einfaches, aber herziges Hotel. Am Nachmittag werden wir zum Tee eingeladen und lernen auch Georges Frau kennen. Am Abend fahren wir zum Adam’s Home, wo unsere holländischen Bekannten Wytze und Theo übernachten. Wir geniessen ein gemütliches Abendessen und die anschliessende Shisha. Die Rückfahrt wird dann etwas zum Spiessrutenlauf, da nahezu alle Ägypter ohne Licht fahren und nur ab und zu den Scheinwerfer benützen um den Weg auszumachen.
Am nächsten Tag steht dank Welcome Tours ein klassisches Touriprogramm an. Wir fahren mit dem Motorboot zum botanischen Garten und in ein nubisches Dorf, wo wir kalten Hibiskus-Tee trinken, Krokodile betrachten und einem Gewürzhändler völlig überteuerten Tee abkaufen.
Danach treffen wir Wytze und Theo in der Stadt, weil diese auch gerne mit uns auf die Fähre wollen, da die Strasse in den Sudan nach wie vor geschlossen ist. Wir erledigen zusammen ein paar kleine Formalitäten und weil dies zur Abwechslung mal nur gut eine Stunde dauert, gibt es einen Belohungsdrink bei uns im Hotel Café (Pepsi. Alkohol wird nicht ausgeschenkt…). Am Abend kommen George und seine Frau zu uns ins Hotel und wir gehen gemeinsam Abendessen.
Nach dem Frühstück holt uns Emmanuel im Hotel ab und wir fahren mit ihm und seinem “Helfer” Kamil zum Traffic Office. Dort warten wir zuerst mal wieder die altbekannten 5 Minuten (1h). Weiter gehts zum nächsten Posten, wo wir jedoch wirklich nur 10 Minuten auf eine weitere Unterschrift warten. Danach an den Hafen von Assuan, wo wir wieder einmal warten, bis wir schlussendlich in den Hafen fahren dürfen. Dort erledigen sich die Zollformalitäten relativ zügig fast von alleine und wir müssen nun nur noch unser Auto verladen. Leider liegt unsere Barke hinter einem anderen Schiff. Diese muss zuerst noch beladen werden, bevor unsere Fähre überhaupt anlegen kann. Dann heisst es halt wieder Tee trinken und abwarten. Nach zwei Stunden ist es dann aber schon soweit. Wir fahren den Landy auf die Barke, welche dann morgen irgendwann vor unserer Fähre über den Nasser See Richtung Wadi Halfa lostukern sollte und hoffen ihn am nächsten Mittwoch wohlbehalten im Sudan wieder entgegen nehmen zu können.