Kenya 2. Teil (25. Oktober – 1. November 2012)
Die Grenzabfertigungen bringen wir alten Hasen unglaublich schnell hinter uns. Auf ausnahmsweise angenehmer Schotterstrasse geht es zügig weiter zum Amboseli Nationalpark. Während sich Lex am Gate um die Formalitäten kümmert, sammeln sich einige Masai Frauen auf der Suche nach dem weissen Masai ums Auto. Nägi ist nur mässig interessiert, erinnert sich aber an einen Kühlschrank voller Lebensmittel, für welche wir in den nächsten Tagen in den Lodges wohl keine Verwendung haben werden. Im Tausch geben selbstgebastelte Ringe geht alles problemlos weg, sogar um die älteren Tomaten und Gurken entsteht fast eine kleine Keilerei.
Beim Schweizer UHT-Rahm sind die Damen nicht sicher, ob das jetzt eine fancy Crème für feine Haut oder ein Duschmittel ist. Mit Hand und Fuss und den glücklicherweise auf der Milch aufgedruckten Kuh-Bildlis lassen sich die Missverständnisse aber aus dem Weg räumen. Lex hört nur ein riesen Geschnatter und als sie zurück kommt, ist der Kühlschrank leer und sie ist um ein paar tolle, farbige Ringe reicher. Wir fahren über den in der Trockenzeit ausgetrockneten See und halten beim Flugfeld, wo wir die Eintrittspreise per Kreditkarte bezahlen können. Leider ist der für den Park bekannte Blick auf den Kilimanjaro auf der Weiterfahrt durch Wolken verdeckt. Dafür sehen wir einige Elefanten, viele Gazellen, Strausse und Warzenscheine, welche uns schon etwas hungrig in der Tawi Lodge, wo wir die nächsten zwei Nächte etwas ausserhalb des Parkes verbringen, ankommen lassen. Nachdem wir von Ron, dem holländischen Manager, empfangen worden sind, gibt es dann glücklicherweise auch einen exzellenten 3-Gänger, obwohl es doch schon nach 15.00 Uhr ist. Wir beziehen unsere geräumige Zeltsuite und frischen uns auf. Für einen kurzen Sundowner wollen wir nochmals in den Park und sehen viele Zebras, Elefanten, Büffel, einige Löwen und auch der Kili schaut langsam hinter den Wolken hervor. Wir beobachten einen spektakulären Sonnenuntergang während wir langsam aus dem Park fahren.
Zurück im Camp putzen wir noch die Kühlbox raus und gehen duschen. Vor dem Abendessen geniessen wir einen perfekten Pims Nr. 1 mit Gurke und Pfefferminze an der Tree Bar und unterhalten uns mit dem Barkeeper, der lange an der Lamu Küste gearbeitet hat. Danach gibt es ein ausgezeichnetes Abendessen.
Wir werden um 6:00 Uhr mit Tee geweckt. Wir wollen unsere 24h Nationalpark-Gebühren ausnutzen und nochmals in den Park fahren. Der Kili zeigt sich wolkenfrei und die Sonne wärmt langsam die Landschaft. Wie stoppen bei ein paar Hyänen und sehen weiter viele Elefanten, Büffel, Zebras und Giraffen.
Wir kehren für ein spätes Frühstück in die Lodge zurück und geniessen den Rest des Tages auf unserer privaten Terrasse. Immer wieder kommen Tiere vorbei und trinken aus dem Wasserloch. Vom Liegestuhl können wir Elefanten, Zebras, Antilopen und Warzenschweine beobachten. Gegen Abend gönnt sich Lex bei einem Glas Wein ein Bad in der freistehenden Badewanne mit Sicht auf den Kilimanjaro. Was will man mehr!Wiederum geniessen wir ein köstliches Abendessen mit verschiedenen Weinen pro Gang.
Nach dem Frühstück fahren wir los in Richtung Tsavo Nationalpark. Wir machen einen kleinen Umweg nach Oloitokitok, wo wir Geld abheben und tanken wollen. Leider funktonieren beide ATM’s nicht, da es anscheinend Verbindungsprobleme gibt. Die Seife Nuru (Let The Sunshine In) scheint aber trotzdem reissenden Absatz zu finden…
Wir entscheiden uns daher, dass wir den Umweg via Hauptstrasse, alles Teer- und keine holprige Wellblechstrasse, nehmen und unterwegs Geld holen und tanken. Als wir in Emali ankommen und auf die Hauptstrasse Richtung Tsavo und Küste fahren, bereuen wir den riesen Umweg bereits. Wir konnten zwar unterwegs Geld holen und tanken, aber die Strasse ist vollgepackt mit Lastwagen, welche die Fahrt nicht zum Vergnügen machen. Es kommt immer wieder zu riskanten Überholmanövern, bei denen ganz eindeutig die Macht des Stärkeren gilt. Nicht selten kommt es vor, dass uns ein Lastwagen auf unserer Seite der Strasse entgegenkommt, welcher es nach dem Überholen längst nicht auf seine Spur zurück schafft. Nur dank Vollbremsung und einem Auchweichmanöver weg von der Strasse können wir Schlimmeres verhindern. Dazu kommt die Tatsache, dass für diese Strecken unser Steuerrad definitiv auf der falschen Seite angebracht ist. Nur mit gutem Teamwork ist Überholen möglich. Lex sucht nach Lücken, schätzt die Geschwindigkeit der entgegenkommenden Fahrzeuge (zwischen 2 und 150 Stundenkilometer) und instruiert Nägi, welcher ihr blind vertrauen muss. Eine schwierige Ehevorbereitung 😉
Wir sind froh, als wir auf die Schotterpiste in den Tsavo Nationalpark abbiegen können. Wir fahren direkt in das gut 50km entfernte Camp und beziehen dort unser Zelt mit Sicht auf ein Wasserloch. Wir geniessen den Nachmittag auf der Terrasse und beobachten neben vielen verschiedenen Vögeln auch Büffel und Affen. Die Vögel sind sich wohl an Menschen gewöhnt und versuchen frech unsere Guetzli vom Tisch zu klauen, obwohl wir gleich daneben sitzen.
Da wir keinen Lunch hatten, gehen wir früh Abendessen und freuen uns über den Hauptgang: Tischgrill 😉
Kurz vor 6:00 Uhr werden wir geweckt. Wir schlendern kurz danach zur Lobby und trinken einen Tee bevors auf Pirschfahrt geht. Wir haben unseren Driver für uns und der Morgen ist traumhaft. Wir sehen zwar sehr wenig Tiere, dafür ist die Landschaft umso eindrücklicher. Zurück im Camp gibt es Frühstück und danach geniessen wir die freie Zeit am Pool. Wir sind die einzigen Gäste zurzeit und es ist wunderschön ruhig. Eine Warzenschwein-Familie besucht uns und die Vögel trinken immer wieder aus dem Wasserbecken. Lex gönnt sich dann noch eine Gesichts- und Nackenmassage. Nach dem Lunch kehren wir an den Pool zurück, aber leider hat es bereits mehr Gäste und mit der Ruhe ist es vorbei. Wir schreiben Blog und lesen im Schatten. Am Abend fahren wir noch zum Poacher’s Look-Out und beobachten den Sonnenuntergang hinter den Wolken. Die Sicht auf die Ebene ist aber einmalig. Wir treffen noch auf Elefanten und Giraffen, bevor wir bei Dunkelheit zurück ins Camp kommen. Zum Abendessen gönnen wir uns das lokale Menu mit dem traditionellen weissen Maisbrei (Ugali), etwas geschnittenes und gekochtes Fleisch und Gemüse-Eintopf.
Heute stehen wir sogar kurz vor 6:00 Uhr auf, damit wir bereits um 6:00 Uhr auf Pirsch können. Die Stimmung ist bezaubernd. Wieder sehen wir wenig Tiere, darunter einige Elefanten.
Wir frühstücken im Camp und fahren dann die gut 60km durch wunderschöne Landschaft zum Tsavo Gate. Auf der Hauptstrasse zur Küste sind neben den vielen Lastwagen wie überall in ganz Afrika die Minibusse unterwegs. Sie übernehmen die Rolle des öffentlichen Verkehrs. Meistens verkehren sie auf fixen Strecken ohne fixen Fahrplan. Wer mitfahren möchte, steht an den Strassenrand und macht sich mit Winken bemerkbar. Je nach Ladezustand hält dann ein Minibus und man kann für relativ wenig Geld mitfahren. Allerdings sind die Verhältnisse nicht mit europäischen öffentlichen Verkehrmitteln vergleichbar. Neben Menschen reisen nämlich auch diverse Tiere mit, die Anzahl Personen im Fahrzeug ist normalerweise doppelt so hoch wie die offizielle Anzahl Sitz- und Stehplätze zusammengenommen, die Fahrer scheinen die Fahrprüfung öfters geerbt zu haben und die Gerüche werden dank der vollsynthetischen Hemden und der kuscheligen Platzverhältnisse auch nicht besser. Da sich die Minibusse aber in einem freien Markt bewegen, versucht jeder Fahrer, sich mit einem markigen Spruch auf der Front- oder Heckscheibe in einem speziellen Segment zu positionieren (nehmen wir zumindest an…). So werden zum Beispiel die Religiösen (God loves you, Massah Allah, Allah Korusun, Jesus, God is good, Hallelujah), die Fussballfans (Chelsea, ManU, FC Barcelona, Arsenal, aber auch einzelne Spieler wie Rooney, Terry, Didier Drogba), Kälteliebhaber (Doctor Cool, Ice Cold, Freeze), einzelne Berufsgruppen (Engineer, Doctor, Inspector), aber auch gewisse Randgruppen (Mr. Boombastic, Mama’s the best, Sheet Happens, Police, Hitler) angesprochen.
Bald sind wir in Mombasa, wo wir die Fähre in den Süden nehmen müssen. Wir fahren an einer Autoschlange vorbei und sehen bald ein Schild mit der Aufschrift “No queue jumping”. Dazu ist es leider zu spät… Wir haben uns bereits an die Spitze der Kolone gestellt und eine Polizistin ist auf uns aufmerksam geworden. Sie drückt aber beide Augen zu, als sie unser Schweizer Nummernschild sieht und lässt uns durch. Wir warten auch so noch ziemlich lange auf die Fähre und dies bei brütender Hitze. Lex kauft etwas zu trinken und ein paar trockene Muffins. Dann können wir endlich auf die Fähre fahren und die Überfahrt dauert nicht mal 5 Minuten. Durch eine lebendige Gegend geht es weiter bis zum Abzweiger Funzi Keys, dem wir über einem Feldweg bis zum Steg folgen. Dort wartet bereits das Boot auf uns und wir fahren gut eine Viertelstunde zur Funzi Island.
Dort werden wir herzlich empfangen und dürfen gleich unseren Bungalow, welcher etwa so gross wie unsere Zürcher Wohnung ist, beziehen.
Die nächsten drei Tage geniessen wir in vollen Zügen. Wir verbringen einige Sonnenstunden auf der Sandbank, wo sich Mister Nägeli –ich brauch doch keine Sonnencreme– einen schönen roten Rücken holt.
Wir besichtigen auch noch die Farm auf der Hauptinsel, welche ebenfalls von den Inhabern der Lodge betrieben wird. Ansonsten geniessen wir das süsse Nichtstun, das feine Essen und die nette Gesellschaft der Gastgeber und der anderen Schweizer Gäste.
Erholt, aber etwas wehmütig, die einen braun, die anderen rot gebrannt, verabschieden wir uns von Funzi Island und fahren zurück aufs Festland. Zur tansanischen Grenze sind es nur noch gut 60 Kilometer auf relativ passabler Teerstrasse.