Tanzania 2. Teil (1.-11. November 2012)
An der tanzanischen Grenze treffen wir auf ein österreichisches Paar, das bereits seit drei Jahren in Afrika unterwegs ist. Wir tauschen uns ein wenig aus und schenken ihnen noch unsere kenyanische SIM-Karte. Wir fahren auf Schotterpiste zum Peponi Resort in der Nähe von Pangani und nehmen uns dort einen Bungalow am Meer. Den Nachmittag verbringen wir am Pool und abends gibt es eine Seafood Platter und Weisswein. Leider ist die Stimmung ziemlich ungemütlich. Eine relativ laute Schulklasse hat das Peponi besetzt und das Essen ist auch eher mässig.
Am nächsten Morgen entscheiden wir uns weiter zu fahren. Nach ein paar Kilometern Richtung Süden müssen wir wiedermal eine Fähre nehmen. Die Überfahrt über den kleinen Fluss ist kurz, aber trotzdem muss Lex als Passagier zu Fuss auf die Fähre, da nur eine Person pro Fahrzeug erlaubt ist. Aus Sicherheitsgründen (?!).
Auf Schotterpiste geht es weiter entlang dem indischen Ozean. Unterwegs stoppen wir für eine Dame, welche sich nur mit grösster Not und Unterstützung einer jüngeren Frau auf den eigenen Beinen halten kann. Nachdem sie meinen sie seien auf dem Weg zum Hospital im nächsten Dorf, bieten wir ihnen eine Mitfahrgelegenheit an. Sie zwängen sich zu zweit vorne auf den Beifahrersitz, während Lex sich hinten reinquetscht. Die Fahrt ist nicht weit und so lustig wie es zu und her geht, hat Nägi den Verdacht, dass Madame nicht ganz nüchtern beim Herrn Doktor erscheinen wird…
Bald darauf kommen wir im Beach Crab Resort an, welches von einem deutschen Paar geführt wird. Es liegt an einem wunderschönen, einsamen Sandstrand und die Bungalows sind nett eingerichtet und preiswert. Hier gefällt es uns und wir buchen das Zimmer gleich für drei Nächte. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen am Strand auf bequemen Liegestühlen unter einem Strohdach. Kurz vor Sonnenuntergang kommt ein Mitarbeiter der Lodge und informiert uns, dass im Dorf heute Wasserschildkröten schlüpfen. Wir spazieren also gut 30 Minuten dem Strand entlang und treffen dort auf ziemlich viele Leute, die dieses Spektakel ebenfalls nicht missen wollen. Kurz vor dem Eindunkeln können wir tatsächlich über 160 kleinen Schildkröten beobachten, wie sie den Weg ins Wasser meistern ohne von den auf der Lauer liegenden Krebsen gefressen zu werden.
Mit einem deutschen Paar, welches ebenfalls in unserer Lodge seinen Urlaub verbringt, spazieren wir nach dem Spektakel dem Strand entlang zurück zur Lodge. Dabei begegnen wir unzähligen Krebsen, Sandflöen, Hühnern und ziemlich viel Seegras.
Zurück im Camp treffen wir nach einer kurzen Dusche noch zwei deutsche Studentinnen, die zurzeit ein Austauschsemester in Dar es Salaam absolvieren. Wir geniessen ein gemeinsames Abendessen in Gesellschaft der anderen Gäste und der Gastgebern Alex und Sonja.
Nach dem grandiosen Frühstück mit selbstgebackenem Brot heisst es faulenzen, baden, lesen, Mittagessen, lesen, faulenzen. An solchen Tagen sind die mitgebrachten Kindle Gold wert. Um Nägis Lesehunger zu stillen, müssten wir einen Anhänger voll Bücher mitführen, wenn wir nicht die praktischen eBooks dabei hätten. Ausser im Sudan hatten wir mit den Geräten auch immer gratis Internetzugang um Literaturnachschub runterzuladen. Nach einem Sundowner an der Bar essen wir wiederum mit den deutschen Mädels, Nina und Maret, sowie Simon, einem frisch eingetroffenen Engländer (ein ehemaliger Investmentbanker, uns fällt auf, dass zur Zeit ziemlich viele davon auf Reisen sind…) zu Abend.
Heute haben wir einen Schnorchelausflug gebucht. Nach dem Frühstück gehts per Motorboot auf eine einsame Sandbank. Von dort aus erkunden wir die bunte Wasserwelt und treffen auf alle möglichen Fische, farbige Seesterne und sogar auf eine Wasserschlange. Die Korallenriffe sind superschön und wir hätten problemlos viele Stunden mit der faszinierenden Unterwasserwelt verbringen können. Leider beginnt es nach gut einer Stunde ziemlich heftig zu regnen. Es ist viel wärmer im Wasser als an Land, deshalb bleiben wir vorerst im Wasser. Es schaut aber leider nicht danach aus, als würde sich die Sonne bald wieder zeigen. Langsam beginnen die anwesenden Damen und die dunkelhäutigen Herren zu frieren. Wir entscheiden uns deshalb zur Lodge zurück zu fahren. Die Rückfahrt ist ziemlich stürmisch und alle ausser Nägi und dem Engläder sind am Schlottern. Am Schlimmsten jedoch scheinen unsere lokalen Bootsführer unter dem plötzlichen Kälteeinbruch (circa 25 Grad!) zu leiden. Zähneklappernd und am ganzen Körper zitternd machen sie einen ziemlich bedauernswerten Eindruck. Die angebotenen Badetücher zu nehmen lässt ihnen ihr Stolz dann aber nicht zu. In der Lodge gibt es zuerst eine warme Dusche und pünktlich ist es danach auch mit dem Regen vorbei. Es gibt Lunch und danach lesen wir gemütlich am Strand. Das Abendessen geniessen wir wiederum in Gesellschaft der deutschen Gäste, Yvonne und Frederik sowie Nina und Maret und auch Simon gesellt sich zu uns.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Dar es Saalam. Weil das auch das Ziel von Maret und Nina ist und die öffentlichen Verkehrsmittel in Tansania etwas langsam und auch nicht besonders gemütlich sind, entscheiden sich die beiden Mädels, für den auch nicht besonders bequemen Platz hinten in unserem Landy.
Wir fahren auf Schotterpiste zum Saadani Nationalpark, wo Lex die Eintrittsgebühren bezahlt (Natürlich nur für zwei Personen. Hinten sieht man eh nicht richtig raus). Wir fahren durch den Park und halten Ausschau nach den wenigen Tieren. Es hat jedoch mehr Menschen und Dörfer als Wild. Ausserhalb des Parks geht es auf einer miserablen Schotterpiste noch gut 44 km bis nach Bagamoyo. Dort legen wir einen Halt ein, da unsere Passagiere auf der letzten Strecke ziemlich übel durchgeschüttelt und eingestaubt worden sind. Die letzte Strecke nach Dar es Salaam ist zum Glück geteert und in gut einer Stunde sind wir auch schon bei dem Haus angelangt, wo die beiden Studentinnen zurzeit wohnen. Nach einer kurzen Hausführung und einem Tee verabreden wir uns für morgen Abend zu einem Kinobesuch. Wir fahren zum Hotel und beziehen unser Zimmer. Da das WiFi erstaunlich schnell ist, nutzen wir die Gelegenheit um unsere Eltern in der Schweiz über Skype anzurufen und uns auf den neuesten Stand über das Leben in der Schweiz zu bringen. Das Abendessen im Hotelrestaurant ist nur ein kurzer Spass, da Lex plötzlich üble Kopfschmerzen bekommt.
Wir schlafen aus und gehen kurz vor Buffetschluss frühstücken. Danach erledigen wir unsere Mails und schreiben den Blog. Am Nachmittag fahren wir zum Shoppers Plaza, einem relativ kleinen Einkaufszenter (dass es noch ein gleichnamiges, viel grösseres gleich daneben gibt, finden wir erst am Abend raus…). Danach gehts zum Milwani Shoppingcenter. Unterwegs treffen wir auf viele Strassenverkäufer, die alles mögliche verkaufen. Nägi kauft sich eine aktuelle Ausgabe des Spiegels und Lex werden lebendige Fische angeboten. Obwohl das Angebot ausgezeichnet ist, verzichtet sie dankend, weil Haustiere im Hotel nicht erlaubt sind…
In der Shopping Mall gönnen wir uns zuerst einen Burger und Pommes bei Mary Brown. Das ist so etwas wie McDonalds. Der grösste Unterschied ist aber, dass bei Mary Brown genau so viele Angestelle arbeiten, wie das Lokal über Sitzplätze verfügt (50 Sitzplätze = 50 Mary Brown Mitarbeiter on duty). Das heisst aber nicht, dass aus Fast Food plötzlich Super Fast Food wird. Es ist eher so, dass die Mitarbeiter nicht mehr genau wissen, wer jetzt wofür zuständig ist. Dadurch wird das Esserlebnis im Vergleich zu McDonalds massiv entschleunigt. Völlig entspannt und gut gesätigt schlendern wir danach durch die wenigen Läden und kaufen schlussendlich zwei bezahlbare Koffern, die unsere vielen kleinen Taschen ablösen sollen. Um 17.45 treffen wir Nina und Maret und deren Mitbewohnerin. Wir gehen ins Fischrestaurant und essen einen Seafood-Basket. Viel zu viel für zwei Personen, aber sehr lecker. Um 19.15 fängt unser Film an. Nägi freut sich seit einer Woche auf den neuen James Bond. Das Kino ist sehr modern und – wie stolz in riesigen Lettern über der Eingangstür verkündet wird – verfügt über “the largest screen in East Africa”. Er ist wirklich gross und die Bildqualität ist tiptop. Der Sound ist afrikanisch laut. Sogar das OpenAir St. Gallen würde gerne soviele Db’s fahren… Besonders dem Baby neben uns und dem Achtjährigen vor uns war es etwas zu laut… Die bei uns bekannten Altersbeschränkungen werden übrigens auch gezeigt. Der Film ist freigegben ab 14 Jahren. Nach dem richtig guten Film fahren wir bei Dunkelheit zurück ins Hotel. Wir fühlen uns etwas wie James Bond, da wir bei nicht vorhandenen Verkehrsregeln und schummrigem Licht auf dem ganzen Rückweg meinen, um unser Leben kämpfen zu müssen.
Am nächsten Morgen bestellen wir das Frühstück aufs Zimmer und essen gemütlich vor dem Fernseher, während Obama seine Siegesrede hält. Danach checken wir aus und fahren los in Richtung Chalinze. Wir stecken bald im Verkehr fest, es wird überall gebaut und der Verkehr staut sich. Zum ersten Mal in Afrika ist es diesmal nicht eine chinesische Firma, welche die Strasse erneuert, sondern die Strabag!
Wieder hat es Dutzende von Strassenverkäufer, die von Fussbällen, DVD’s, kühlen Getränken bis hin zu Stehventilatoren alles zum Kauf anbieten. In einem schwachen Moment bremst Nägi etwas spät und touchiert von hinten einen Minibus. Der Fahrer kommt sofort angerannt und überprüft genau, ob es nicht eine Beule gegeben hat. Man sieht natürlich nichts und das Auto hat schon andere Beulen überstanden. Zum ersten Mal auf unserem Trip hat sich der massive Kuhfänger gelohnt. Auch bei uns ist überhaupt nichts zu sehen. Wir kommen langsam voran, die Strecke nach Chalinze führt durch viele Dörfer und 50er Zonen. Auf diesen gut 100 km werden wir 3x von der Polizei rausgenommen. Einmal für Speeding (61 km/h statt 50). Gibt eine Busse über 30’000 tansanische Schilling. Einmal für Überholen im Überholverbot (plötzlich gibt es Verkehrsregeln, welche sind allerdings nicht klar…). Gibt wieder eine Busse über 30’000 Schilling. Und einmal einfach so. Der Polizist freut sich, dass er französisch mit uns reden kann. Das gibt keine Busse. Obwohl unser Französisch eine verdient hätte. Wir brauchen Nerven. Nach Chalinze geht es endlich etwas zügiger voran, aber auch bis Morogoro hat es unglaublich viele Lastwagen und Busse auf der Strasse. Wir treffen erst kurz vor 16:00 Uhr in Mikumi ein und entscheiden uns, dort bei der Tan Swiss Lodge zu übernachten. Wie der Name bereits sagt, wird das Guesthouse von einem Schweizerisch tansanischen Paar geführt. Als wir an der Bar etwas trinken, begrüsst uns Josef, der Schweizer Gastgeber. Wir unterhalten uns lange und er erzählt uns viele spannende Geschichten aus seiner 11-jährigen Tanzania-Erfahrung. Zum Abendessen gibt es Züri-Gschnetzeltes und Älplermacaronen 😉
Nach dem Frühstück fahren wir weiter Richtung Iringa. Die Strecke ist wunderschön, ziemlich hügelig und es geht auf 1600m hoch. Wir überholen immer wieder fast stehen gebliebene Lastwagen, kommen aber gut voran. In Iringa holen wir noch Geld und fahren dann auf Schotterstrasse in Richtung Ruaha Nationalpark. Am Gate können wir mit Kreditkarte bezahlen und dann geht es noch gut 20 Kilometer durch den Park bis zum Camp. Unterwegs sehen wir Hippos im Fluss und eine Elefantenherde von ganz nah. Im Camp werden wir wenig herzlich empfangen. Lunch gibt es auch keinen mehr, was Lex richtig hässig macht 😉 Das Zimmer finden wir dann selbst. Die Lage ist allerdings super schön. Vor unserem Bungalow tummeln sich Hippos und später auch ein paar Elefanten am Fluss.
Um 16:00 Uhr gehen wir zum High Tea und schnappen uns den ganzen Kuchen, weil wir fast am Verhungern sind. Bis zum Abendessen lesen wir auf unserer Terrasse und geniessen die Aussicht.
Heute geht es mit vier weiteren Gästen auf eine Ganztagespirsch. Das französische Paar spricht kaum englisch. Als sie unser Français fédéral aber irgendwann verstehen, sind sie von unserer Reise ziemlich beeindruckt. Die Landschaft ist traumhaft schön, Wild könnte es etwas mehr haben. Dafür sehen wir viele Vögel, was die Franzosen freut. Wir fahren durch einen wunderschönen Akazienwald und entlang des Ruaha Rivers ist es üppig grün. Im Schatten eines Affenbrotbaumes sehen wir ein Löwenmännchen. Ansonsten beobachten wir ein paar Elefanten, Zebras und verschiedene Antilopen. Mittags gibt es ein exzellentes Piknik mit frischen Salaten und Sandwiches. Danach geht es weiter durch die Märchenlandschaft. In der Lodge gibt es Tee und Kuchen. Danach geniessen wir die Zeit mit Lesen auf der Veranda. Für das Abendessen werden wir von einem Masai abgeholt. Auf dem Weg zum Speisesaal begegnen wir zwei Hippos, die zum Glück gemütlich weiter grasen. Das Abendessen geniessen wir in Gesellschaft des holländischen Paar, welches ebenfalls mit uns auf dem Game Drive war.
Nach dem Frühstück fahren wir aus dem Park raus und wählen diesmal die andere Strecke nach Iringa, die uns auf Schotterpiste durch mehrere hübsche Dörfer führt. Von Iringa aus sind die Strassen wieder geteert. Kurz nach Iringa gibt es jedoch zwei grosse Baustellen, wo wir bei beiden gut eine halbe Stunde warten müssen. Kinder und Frauen verkaufen kalte Getränke und selbst Gebackenes, das Nägi probieren möchte. Wir kaufen einem jungen Mädchen etwas Fritiertes ab. Schmeckt ausgezeichnet und wir wissen immer noch nicht, was es war. Weiter geht es wieder mit vielen anderen Lastwagen und mehr oder weniger gefährlichen Überholmanöver. Leider stoppt uns wieder einmal die Polizei. Diesmal waren wir nicht zu schnell, da Nägi nun in den 50er Zonen nur noch mit Tempomat fährt. Umso ärgerlicher ist es, als wir wieder eine Busse von 30’000 für speeding (71 statt 50) bezahlen müssen. Scheint der Einheitspreis zu sein, welcher unabhängig vom Vergehen und auch bei keinem Vergehen etwas willkürlich anfällt. Als die Deutschen ihre alten Radarpistolen nach Tansania schickten, hätten sie vielleicht auch noch eine Anleitung in Suaheli mitschicken sollen. Lex meint, dass sich Ärgern nicht lohnt, Nägi sieht das anders. Besonders als wir kurz darauf nochmals angehalten werden, macht sich Lex ernsthaft Gedanken um seine Gesundheit und die der Polizei. Gut, dass der nette Polizist uns nur freundlich begrüsst und uns nach der Kontrolle des Feuerlöschers und dem Check unserer Befindlichkeit gleich wieder weiterfahren lässt. Nach gut acht Stunden Fahrt erreichen wir Mbeya, eine ziemlich lebendige Stadt. Wir fahren durch die Ortschaft und steuern das ICC Hotel an, das anscheindend von einem Schweizer Pfarrer geführt wird. Die Zimmer sind brandneu, trotzdem kostet die Übernachtung mit Frühstück nur 40’000 Schilling. Zum Abendessen gibt es feine Chäs-Spätzli mit Speck. Ihr merkt, wir vermissen das Schweizer Essen langsam.
Heute stehen wir früh auf, da wir eine lange Fahrt bis zum Nyika Plateau in Malawi vor uns haben. In Mbeya tanken wir noch ein letztes Mal auf und brauchen unsere letzten Schillinge. Durch eine hügelige und sehr grüne Landschaft mit herzigen Dörfern und riesigen Bananen- und Teeplantagen geht es rund 117 Kilometer bis zur Grenze nach Malawi.